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Zapfenstreich in Dresden

Im November 2010 führte die Bundeswehr das schauerliche Spektakel des Zapfenstreichs auf einem von den Nazis angelegten Aufmarschgelände am Elbufer auf. Die Presse und das übertragende Fernsehen warteten mit Bildern von Stahlhelm tragenden Fackelträgern vor der Kulisse der im Ergebnis eines von Deutschen begonnenen Krieges im Februar 1945 zusammengestürzten Frauenkirche auf.

Der im Mittelalter das Ende des abendlichen Besäufnisses der Landsknechte beendende Zapfenstreich wurde bei den Preußen zum angeblich feierlichen Ritual, mit dem heute noch z.B. Politiker verabschiedet werden. Auch in der DDR wurde dieses wie viele andere preußische Rituale weitergeführt. Im atheistischen Staat gab es allerdings nicht diesen peinlichen Befehl: "Helm ab zum Gebet!"

Schon 2006 wurde Dresden aus Anlaß der 800 Jahr-Feier mit einem Großen Zapfenstreich "geehrt". Dieser fand auf dem Altmarkt statt, auf dem im Februar 1945 viele Dresdner verbrannt wurden. Dieser Umgang mit der Geschichte ist wahrscheinlich weder den Unionschristen im Dresdner Rathaus und in der Staatskanzlei noch der Bundeswehr irgendwie peinlich.

Dafür wurde der Aufrufer gegen dieses Spektakel von der sächsischen Staatsanwaltschaft wegen der Verwendung verfassungsfeindlicher Symbole angeklagt. Er hatte in seinem Aufruf die Militaristen von der Kaiserzeit bis zur Bundeswehr anhand ihrer Stahlhelme dargestellt. Die SS-Runen auf dem Helm der Waffen-SS lieferten den Vorwand für die peinliche Anklage. Diese Justizfarce zog sich über etliche Jahre hin und war an Peinlichkeit nicht zu überbieten. Ihm wurde sogar von der Richterin untersagt, zu seiner Verteidigung literarische Zeugnisse z.B. von Tucholsky vorzutragen. 2010 musste das Gericht ihn dann freisprechen.

Die Erfahrungen mit den ZapfenstreichgegnerInnen führten im November dazu, daß das Gelände einschließlich zweier Elbbrücken abgesperrt wurde. Auch die Brühlsche Terrasse wurde schon vorher von vielen Polizisten bevölkert, die trotzdem die Proteste, welche sogar in der Originalübertragung zu hören waren, nicht ganz verhindern konnten.

Deutschland ist seit 1999 wieder aktiv an Kriegen beteiligt. Ende Januar wird der Kriegseinsatz in Afghanistan wieder den Segen unserer angeblichen Volksvertreter bekommen. Deshalb ist es heute mehr denn je nötig, gegen militaristische Spektakel, aber auch gegen die Vereinbarung der Bundeswehr mit dem Sächsischen Kultusministerium vorzugehen. Jugendoffiziere haben an Schulen nichts zu suchen!

Alle, die am 13. Februar um die Opfer trauern, sollten sich dafür einsetzen, daß Kriege beendet und alle Voraussetzungen für künftige Kriege beseitigt werden!