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Erinnerungen an Werner

Unser Freund Werner, der seit vielen Jahren bei Attac und in weiteren Gruppen politisch aktiv war, ist gestorben. Wir vermissen ihn sehr.

Werner engagierte sich seit vielen Jahren bei Attac, ohne Mitglied zu sein. Dies ist auch nicht nötig, da jeder, der sich engagieren möchte, sich auch beteiligen kann. Er war z. B. bei den Protesten gegen das Freihandelsabkommen TTIP aktiv, aber auch bei “Umfairteilen – Reichtum besteuern”. Er unterstütze jedes Jahr die Mahnwachen aus Anlass der Atombombenabwürfe auf Hiroshima und Nagasaki, die von der AG Frieden bei Attac veranstaltet wird., deren aktives Mitglied Werner war. Dabei konnten wir uns immer darauf verlassen, dass er fast den ganzen Tag über bei uns im Pavillon war und sich aktiv an Gesprächen mit Interessierten beteiligte. Er unterstützte auch die Proteste von Dresden nazifrei gegen die Neonaziaufmärsche im Februar jeden Jahres und die Proteste gegen Pegida.

Viele Jahre hat Werner aktiv bei coloRadio mitgearbeitet. Er sprach dort in seinen Sendungen sehr fundiert über verschiedene politische Themen und deren lokale Bezüge. Am Gesprächskreis für soziale Gerechtigkeit, den Attac im ÖIZ in Kooperation mit anderen Organisationen regelmäßig veranstaltet, beteiligte er sich aktiv und brachte dort behandelte Themen sowie auch solche aus der AG Visionen in seine Sendungen im Radio ein. Vor einigen Jahren beendete er seine Tätigkeit auf Grund von inhaltlichen und persönlichen Differenzen mit den anderen RadiomacherInnen. Werner wollte ein Alternativradio. Zu jedem Thema, das in der Öffentlichkeit diskutiert wird, wollte er Informationen bringen. Vermutlich hätte dieses Konzept alle überfordert. Andere wollten vor allem ihre Sendungen umsetzen und hatten weniger ein Gesamtkonzept. Außerdem erklärte er sich bereit, alle Lücken im Programm zu füllen. Das wurde von vielen anderen als Dominanzversuch abgelehnt.

Werner war auch in verschiedenen anderen Gruppen aktiv, z. B. in der Freien ArbeiterInnen Union (FAU) und besuchte regelmäßig beispielsweise Veranstaltungen der Rosa-Luxemburg-Stiftung. Er machte uns auch auf solche Dinge aufmerksam. Manchmal fuhr er nach Berlin, um an verschiedenen Veranstaltungen teilzunehmen. Die AkteurInnen kannte er noch aus Wendezeiten.

Werner war schon lange krank. Auf Grund seiner geringen Rente war er auf Essen von der Tafel und andere preiswerte Angebote angewiesen. Möglicherweise gab es auch bei ihm einen Zusammenhang zwischen geringem Einkommen und Krankheit. Für seine Kontakte per Mail nutzte er die Rechner in der Stadtbibliothek. Der Zugang dazu war seit März auf Grund der Corona-Pandemie gesperrt, da die Stadtbibliothek und ihre Zweigstellen geschlossen waren. Durch die Kontaktbeschränkungen konnten wir uns nicht mehr persönlich treffen. Wir versuchten, Werner Ende April/Anfang Mai in seiner Wohnung anzutreffen, um ihm ein Mobiltelefon zu übergeben. Leider kamen wir zu spät. Wir sind sehr traurig.